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Aufbau

Innenbereich

Fenster

Garten

Stiegenhaus

Garage

Eingang und Vestibül

Balkone

Heiliger Florian

Gebäude der Moderne

Die Liebiggasse wurde in den 1880er-Jahren als parallel zum Geidorfgürtel verlaufende Verbindungsstraße zwischen Heinrichstraße und Schubertstraße angelegt. In dieser Straße besteht eine durchmischte uneinheitliche Verbauung (späthistorisch: Nr. 22, Nr. 24 und Nr. 26, altdeutsch: Nr. 16, Jugendstil: Nr. 5, Nr. 7, Nr. 12 sowie Gemeindebauten der 1950er- und 1960er-Jahre, sowie ein Studentenheim aus den 80er-Jahren, Nr. 4)

Das Gebäude Liebiggasse 9 wurde im Jahre 1934 für den Verwaltungsrat Dr. Winter errichtet, der das Grundstück 1930 erwarb. Ursprünglich sollte die Architektur der beiden – nahezu identen Nachbarhäuser Nr. 5 und Nr. 7 aus dem Jahre 1911/1912 – auch beim Haus Nr. 9 fortgesetzt werden: Zwei baubewilligte Projekte (1929 und 1930) gingen den Plänen von Herbert Eichholzer (in Arbeitsgemeinschaft mit Viktor Badl) voraus. Letztlich entschied sich Dr. Winter doch für eine Zäsur der bestehenden Architektur und setzte ein modernes Projekt um. Die Baufirma Ed. Ast & Co errichtete das fünfgeschossige Gebäude in nur sechs Monaten.

Im Jahre 2005 erwarben wir das Gebäude und sanierten es in den Jahren 2009 und 2010 komplett. Mit viel Aufwand und Liebe zum Detail führten wir das Haus in seine Ursprünglichkeit zurück: Nachbau der Garagentore, der Holzjalousien (anstelle der Plastikjalousien), der Türknöpfe und vieles mehr und ergänzten das Haus mit modernen Einrichtungen (Sprechanlage, Lichtschalter, Lampen, Böden etc.), die stilistisch an die 1930er-Jahre anknüpften.

Da wir die Fassade des Gebäudes nicht verändern und in seiner Originalität bestehen lassen wollten, kam es zu einem Abbruch des bestehenden Satteldaches, und wir dämmten die letzte Hausebene entsprechend, um bestmögliche Energiewerte zu erzielen. Auf dieser Ebene entstand ein - vom originalen Baukörper abgesetzt - zweigeschossiger Dachaufbau mit begrüntem Flachdach.

Das heute sechsgeschossige Gebäude besticht durch seine Schlichtheit. Erwähnenswert sind Details, wie Eingangstüre mit Rundfenster, das auch im Inneren immer wieder vorkommt, das Vestibül mit einer Verkleidung aus blauem Opakglas, die zarte Stiege des Treppenhauses, sowie die Details des Geländers, und letztendlich die prominente, über das Eck ragenden Balkone.

Das Gebäude wurde im Jahre 2010 unter Denkmalschutz gestellt.

Die Grundrisse des Objekts sind nach beinahe 100 Jahren auch für die heutigen Bedürfnisse perfekt: Jedes Zimmer ist einzeln über einen großzügigen Vorraum begehbar; auch untereinander sind die Räume verbunden. Zwei Räume wurden über eine Schiebetüre geteilt und können doch ein großer Raum sein. Eichholzer war seiner Zeit um vieles voraus!

Die Verbindung des Gebäudes mit der Person Herbert Eichholzer ist sicherlich gewichtiger als die Architektur des Objekts, womit Herbert Eichholzer noch lange in unserer Erinnerung bleiben kann. Die Auseinandersetzung mit der Person und seinem Werk ist heute aktueller denn je!

Aufbau

Der seitens des Architekturbüros yes geplante zweigeschossige Aufbau wurde vom Gebäude um mehr als einen Meter zurückgerückt, um eine Zäsur zwischen Eichholzer-Bau und Neu-Aufbau zu schaffen. Das färbige Vordachglas soll an die Farbgestaltung des Bauhaus erinnern.

Der Innenbereich wird mittels Shades mit Lochung aus Alucarbond beschattet.

Liftturm

Die Originalpläne sahen keine Aufzugsanlage vor. Das Stiegenhaus ließ keinen Platz für eine Liftanlage, und so wurde der Liftturm auf der Hofseite im Garten positioniert.

Er wurde vom Gebäude abgesetzt, mit Alucarbondplatten in den Farben des Gebäudes, sowie einem Glasband, das die Sicht in das umliegende Villenviertel zulässt, versehen.

Innenbereich der tops

Grundrisse

Die großzügigen Grundrisse der durch die großen Fensteröffnungen hellen Mieteinheiten bestechen durch einen großen Vorraum, von dem alle Zimmer zugänglich sind. Darüber hinaus sind die Zimmer stets untereinander verbunden. Die Einheiten verfügen über ein bis zwei große Balkone.

Schiebetüren

Die großen Einheiten haben elegante Glasschiebetüren, die gestalterisch einen großen Raum oder zwei Räume zulassen.

Beschläge

Die Beschläge im Haus wurden teils restauriert oder originalgetreu neu nachgegossen.

Heizkörper

Die gusseisernen, bis zu 100 kg schweren, Heizkörper wurden abmontiert, sandgestrahlt und neu lackiert.

Fenster

Jalousie und Ausspreizrahmen

Die zwei- bis dreiteiligen nach innenaufgehenden Doppelfenster sind mit originalen Beschlägen ausgestattet. Die Holzjalousien, die zum Großteil nachgebaut in der Originalfarbe Brombeere gestrichen wurden, laufen in einem Ausspreizrahmen.

Farbe

Die Farbkonzept entspricht den originalen Farben: weißer Baukörper, brombeerfärbige Jalousien, braungrauer Sockel, schwarze Eingangstüre, sowie schwarzes Balkongitter.

Vorgarten/Garten

Vorgarten mit roten Rosen und Lavendel.

Der Grazer Gemeinderat beschloss Ende des 19. Jahrhunderts ein, die Urbanität förderndes Gestaltungskonzept bei der Errichtung von Wohnhäuser: Vorgärten sollten als Bindeglied zwischen Haus und öffentlichen Raum angelegt werden. Mit roten Rosen und Lavendel bepflanzt, erfüllt der Vorgarten nicht nur eine ökologische Funktion.

Die hinter dem Gebäude befindliche Gartenanlage wurde ebenso von Herbert Eichholzer geplant. Sie wurde terrassenartig in zwei Ebenen angelegt, die durch eine Steintreppe miteinander verbunden sind.

Stiegenhaus

Die zarte, in Beton gegossene Treppe mit dem filigran wirkendem Gitter der Stiegenläufe könnte möglicherweise durch die Auseinandersetzung mit Ernst A. Plische und den Bauten der Wiener Werkbundsiedlung entstanden sein. Die Podeste sind mit schwarzem Linoleum versehen. Auch im Stiegenhaus sind wiederum die Rundfenster wiederkehrend anzutreffen.

Lichtschalter und Türknöpfe

Im Zuge der Renovierung wurden die Lichtschalter gegen Berker Schalter/Serie 1930 ausgewechselt. Die zartwirkenden Türknöpfe der Zugangstüren zu den Einheiten haben wir größtenteils original nachgießen lassen.

Garagen

Der Entwurf von Herbert Eichholzer sah die den „Einbau von drei Garagenräumen mit Benzinabscheideanlage” im Kellergeschoss vor. Die rampenförmige Abfahrt sollte innerhalb des Vorgartens liegen.

Die ansteigende Zunahme von Kraftfahrzeugen war offensichtlich ausschlaggebend für die Berücksichtigung der Garagen im Gebäude. Herbert Eichholzer plante zwei Jahre zuvor bereits die Operngarage, die Platz für 200 Autos vorsah.

Im Baubescheid war noch von Kipptoren die Rede, doch wurden diese Tore als Holz-, Falttüren ausgeführt, die wir original nachbauen ließen.

Das Auto

Der erste Motorwagen rollte im Jahre 1899 durch Graz. 1903 zählte man in Graz 17 Automobile, 1930 gab es in der Steiermark bereits rund 1.500 Kraftfahrzeuge. Der Treibstoff wurde in Apotheken und Gasthäusern bezogen. Der Verkehr nahm sukzessive zu und so musste die Infrastruktur den „staubigen Vehikeln” angepasst werden: Straßen wurden notdürftig mit Schotter ausgebessert, Holzstöckelpflaster kamen vor öffentlichen Gebäuden zum Einsatz. Werkstätten und Tankstellen wurden errichtet. Die erste Tankstelle Österreichs wurde im Jahre 1924 in Graz eröffnet.

„Hotel für Autos”

Herbert Eichholzer plante gemeinsam mit Rudolf Nowotny im Jahre 1932/33 eine Wagenhalle bzw. wie die damalige Presse euphorisch ausführte: ein Hotel für Autos.

Sie wies eine Tankstelle mit drei Benzinpumpen, eine Waschhalle sowie eine Werkstätte auf.

Eingang und Vestibül

Blaue Opakglas-Wandvertäfelung im Vestibül.

Der markante Zugang des Hauses besteht aus einer filigranen Überdachung des Eingangsbereiches mit einer Seitenwand aus einer Metallverstrebung mit eingefasstem Glas.

Die einflügelige Eingangstüre mit rundem Fenster öffnet in das Vestibül mit einer blauen Opakglas- Wandvertäfelung.

Rundfenster

Wie ein roter Faden zieht sich das kreisrunde Fenster als ideale geometrische Form durch Eichholzers Werk. Das von den Überseedampfern „entlehnte” Bullauge wurde beim Gebäude Liebiggasse 9 mehrfach als Stilelement realisiert (Stiegenhaus, Eingangstüre). Es fand als Metapher für den Fortschritt starken Eingang in die Architektur.

Opakglas

Opakglas ist ein spezielles Trübglas, welches das Licht völlig streuen und dadurch undurchsichtig wirken lässt. Es wird im Gießverfahren von 8-30mm dicken Tafeln hergestellt, geschliffen, matt oder blank poliert und kann die verschiedensten Färbungen aufweisen.

Man unterscheidet zwei Varianten:
Marmorglas, welches durch die Vermischung von harmonisierenden Farben ein Marmor ähnliches Aussehen aufweist und weißes Opakglas. Dieses wird durch seine homogene Zusammensetzung gekennzeichnet. Für unser Objekt wurde Marmorglas verwendet. Marmorglas wurde bis in die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts in Österreich erzeugt. Heutzutage ist Marmorglas sehr selten zu erhalten.

Balkone

Die prominent über die Ecke ragenden Balkone sind mit dem zarten Wellengitter ausgeführt.

Wellengitter

Das Wellengitter oder auch Krippgitterzaun genannt wurde sowohl beim Treppengeländer des Stiegenhauses, als auch bei den Balkonen als Balkongitter verwendet. Es wurde sehr gerne während der österreichisch-ungarischen Monarchie (Wiener Zaun) verwendet und erlebte seine Blütezeit in den Jahren 1880 bis 1920.

Es wird aus vorverzinkten Drähten hergestellt. Zunächst ist es glatt und wird dann zum Wellengitter verarbeitet. Dann werden die Drähte über- und untereinander verlegt, wobei bei den Kreuzungspunkten keine Schweißpunkte gesetzt werden; die Stabilität erhalten die Gitter durch die Krippung der Drähte und das Verweben zum Wellengitter, wodurch quadratische Maschen entstehen.

Heiliger Florian

Walter Ritter, Hl. Florian, 1934, Sandstein, 90 cm hoch/50 cm breit/25 cm tief auf Sockelplatte

Die rechts vom Eingang auf einer Sockelplatte befindliche Sandsteinfigur stammt von Walter Ritter.

Der Märtyrer

Der heilige Florian gilt heute als populärster Heiliger, erster österreichischer Märtyrer und als Schutzpatron der Feuerwehr. Er taucht auf vielen Kirchen und Wohnhäusern zur Abwendung von Brandgefahren auf.

Seine Darstellung mit Wassereimer wurde fälschlicherweise als Hinweis auf Feuerlöschung interpretiert. Vielmehr wurde er am 4. Mai 304 mit einem Stein um den Hals von einer Brücke in die Enns gestoßen, da er sich weigerte, dem Christentum abzuschwören. Die Darstellung mit Wasser ist vielmehr als Symbol seines Ertrinkens zu sehen.

Walter Ritter (1904-1986)

Walter Ritter war ein archaischer Moderner. Sein, im Sinne der klassischen Moderne, entwickeltes Formenrepertoire lässt Anklänge an die Kulturen der Frühzeit erkennen. Etruskische, griechische oder ägyptische Einflüsse verarbeitete er in immer wiederkehrenden Motiven. In zahlreichen Zeichnungen finden sich oft Tendenzen der Neuen Sachlichkeit. Er unternahm sehr früh (1925) eine Reise nach Afrika, die sicherlich einen großen Eindruck auf den werdenden Künstler machte. Sein damaliger Reisebegleiter war Herbert Eichholzer. Mit Anna-Lülja Praun (geb. Simidoff,1906-2005; sie arbeitete und lebte von 1930 bis 1936 mit Herbert Eichholzer), Axel Leskoschek (1889-1976; das Wandgemälde „Allegorie der Freude”, das sich gegen den aufkommenden Nationalsozialismus wendet, befindet sich in der von Herbert Eichholzer geplanten Villa Albrecher-Leskoschek (1937) in Graz, Hilmteichstraße 24, mittlerweile abgerissen) und Kurt Neumann (1902-1984) bildeten sie einen intellektuellen Kreis, der sich häufig im Landhaus Feuerlöscher in Prenning 58 nördlich von Graz traf. (prenningergespraeche.at)

Hier entwarfen und produzierten Walter Ritter und Herbert Eichholzer im Jahre 1935 das Holzspielzeug KLUMP, das Anna Neumann (geb. Feuerlöscher, 1905-1977) bemalte. Das Spielzeug wird seit 2003 wieder erzeugt. (chanceb/klump.at)

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